27. - 30. März 2025 Leipziger Buchmesse
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Bruno Frei: Der Strohhut.

Jugenderinnerungen.

11:30 - 12:00 Uhr Fr. 22. März
Veranstalter: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels , Verlag der Theodor Kramer- Gesellschaft

Kurzbeschreibung

Ein neuer substanzieller Beitrag zur Autobiografik von Exil und Widerstand.

Beschreibung

Mit „Der Strohhut. Jugenderinnerungen“ eröffnet uns Bruno Frei einen lebendigen Zugang zu seinen jüdischen Wurzeln im ungarischen Preßburg. Bruno Frei, geboren am 11. Juni 1897 als Benedikt Freistadt in Preßburg, Kaiserreich Österreich-Ungarn (gestorben 1988 in Klosterneuburg bei Wien), publizierte 1972 unter seinem Pseudonym Bruno Frei die Autobiographie „Der Papiersäbel“ im S.Fischer Verlag. Im hohen Alter erblindet, diktierte er in den achtziger Jahren seine Jugenderinnerungen als „Der Strohhut“, die nun erstmals aus dem Nachlass publiziert werden.

Im Unterschied zur Mutter mit ihrem „überschäumenden Temperament“ ist Michael Lazar Freistadt, Benös Vater, ein in sich gekehrter gesetzestreuer Jude, der als „Reisender“ (Vertreter) in Papiersachen zum schmalen Unterhalt beiträgt. Er ist Antizionist, will aber die Debatten mit dem bedeutenden Preßburger Zionisten und Publizisten Samuel Bettelheim nicht missen. Die Großmutter erzählt dem kleinen Beno voll Stolz von der „Emanzipation“ der Juden im Gefolge der gescheiterten Revolution von 1848 im damals ungarischen Preßburg. 1909 übersiedelt die Familie nach Wien. Benö feiert in der strengen, jüdisch orthodoxen Schiffschul seine Bar Mizwa. Nach dem Abschluss der Bürgerschule schickt Freistadt seinen Sohn in die Talmudschule nach Preßburg zurück. Benö liebt seinen Lehrer Rabbiner Elieser Katz, aber nach dessen Tod entfernt er sich vom religiösen Leben: Sein Strohhut, den er nun anstatt der Kipa trägt, wird zum Symbol für seinen selbst gewählten Weg, kein Rabbiner zu werden.

1916 begann Benö in Wien Philosophie zu studieren und besuchte u.a. Vorträge von Karl Kraus. Der Herausgeber der Tageszeitung Der Abend, Carl Colbert, wird Benös Mentor und publiziert seine ersten Artikel. Colbert war es auch, der Benö zu seinem Pseudonym Bruno Frei verhalf. Als Frei im selben Jahr stellungspflichtig geworden war, ist er dermaßen unterernährt, ein „Krepierl“, dass er für untauglich befunden wurde.
Bruno Frei leitete für Der Abend die Rat- und Auskunftsstelle und Colbert beauftragte ihn mit einer Erhebung über die Wohnverhältnisse in der Vorstadt. Er vermittelte ihm dazu die Mitarbeiterin Maria (Mizzi) Müllauer, die er später heiratet. Brunos religiöser Vater war dagegen gewesen, Mizzi konvertierte daher 1921 zum Judentum.
Frei schrieb nun für Der Abend die Serie „Menschen im Elend“, die 1918 im sozialdemokratisch orientierten Anzengruber Verlag als Buch erschien. Nach der Publikation Wiener Wohnungs-Elend baten Delegierte der jüdischen Hilfsorganisation Joint den Journalisten Frei, auch das jüdische Elend zu dokumentieren, vor allem jenes der vielen Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten. 1920 promovierte Frei in Wien bei Adolf Stöhr mit der verschollenen Dissertation Die Ethik der Pirké Aboth (Sprüche der Väter) als Paradigma einer Ethik des Judentums. Die moralischen Lehren des Talmud, schreibt Frei, seien der „Kern jenes ethisch begründeten Sozialismus“ gewesen, „dem ich in späteren Jahren große Bedeutung beimaß.“

Bruno Freis hier vorliegende Jugenderinnerungen sind, in vielen Passagen mehr als Der Papiersäbel, selbstkritisch. Rückblickend wird Bruno Frei resümieren: „Der Judenjunge, der ich war, ist ausgezogen die Welt zu verändern, hat aber nichts verändert als sich selbst.“

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Veranstaltungsort

Österreich Kaffeehaus  (Halle 4, Stand D201/E200)

Aussteller

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