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21.03.2022 Leipziger Buchmesse

Bücher bauen Brücken nach Südosteuropa

„Common Ground“ zieht positive Bilanz nach drei Jahren als Schwerpunktregion der Leipziger Buchmesse

Mit dem Programm in Leipzig vom 17. bis 20. März findet ein einzigartiges kultur-politisches Projekt ein Ende: Von 2020 bis 2022 hat sich die Literatur Südosteuropas unter dem verbindenden Motto „Common Ground“ präsentiert. Alle Länder des ehemaligen Jugoslawien sowie Albanien, Bulgarien und Rumänien waren unter diesem kulturellen Dach vereint – ganz unabhängig von historischen oder aktuellen Konflikten. Obwohl pandemiebedingt der Schwerpunktregion die große Bühne auf der Leipziger Buchmesse verwehrt blieb, ziehen die Projektbeteiligten eine sehr positive Bilanz. Das europäische Literatur- und Übersetzungsnetzwerk, TRADUKI, das das Projekt geplant und mit 18 Partnern aus 14 Ländern durchgeführt hat, freut sich über die gute Resonanz bei Verlagen, Leser:innen und den Medien.

Ein anderes Bild der Region

Die Literatur aus Südosteuropa ist auf dem deutschsprachigen Markt angekommen. Der „Common Ground“ hat den Leser:innen zahlreiche bisher hierzulande unbekannte Autor:innen und eine literarisch kaum bekannte Region nähergebracht und ein anderes Bild abseits der Stereotypen vermittelt – auf sarkastische, humorvolle, poetische und auch bewegende Weise. „Die Zeit als Schwerpunktregion ist ganz anders verlaufen als geplant: Wie gerne hätten wir den gemeinsamen Messestand aller südosteuropäischen Länder auf der Leipziger Buchmesse aufgebaut und zu einem Ort der Entdeckung und Begegnung gemacht. Aber wir haben diese besondere Herausforderung gemeistert“, so Angelika Salvisberg, Geschäftsleiterin von TRADUKI. „Wir haben gezeigt, was zusammen möglich ist, haben zu einem intensiven literarischen und kulturellen Austausch gefunden. Das große Interesse an unseren Veranstaltungen in den letzten Tagen in Leipzig und auch an den zahlreichen digitalen Formaten hat bestätigt, dass Literatur ein unübertroffenes Instrument für ein Grenzen überwindendes Miteinander ist.“

Große Chancen auch für kleine Sprachen

Vom „Common Ground“ sind auch die Autor:innen aus dem Südosten Europas begeistert, so etwa die nordmazedonische Autorin Rumena Bužarovska. Sie schaffte es mit ihrem Buch „Mein Mann“ (Suhrkamp, 2021, Übersetzung: Benjamin Langer) in die deutschen Feuilletons und Buchhandlungen. „Als Schriftstellerin aus einer sogenannten ‚kleinen‘ Sprache und einer Kultur, die nicht als marktfähig angesehen wird, habe ich mich manchmal nicht als Teil einer Gemeinschaft gefühlt – sowohl regional als auch europäisch. ‚Common Ground‘ hat mir ein Gefühl einer gemeinsamen Identität und einen sicheren Raum für den Austausch von Gedanken, Bedenken und Ideen über die Zukunft gegeben.“

Auch Ralf Beste, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, das zu den Gründern von TRADUKI gehört, zieht eine positive Bilanz des Projekts und stellt dessen besondere Bedeutung heraus: „TRADUKI schafft langfristige Strukturen für den literarischen Austausch innerhalb Südosteuropas und mit deutschsprachigen Ländern. Europa ist geprägt von einer Asymmetrie der Erinnerung und Erfahrungen – nicht nur der Menschen in Ost und West, auch zwischen den Gesellschaften Südosteuropas. TRADUKI und der ‚Common Ground‘ machen unterschiedliche Lebenswirklichkeiten zugänglich. So entstehen Brücken zwischen Menschen, die für unsere gemeinsame europäische Zukunft unerlässlich sind.“

Für die Leipziger Buchmesse hat die Region von je her eine besondere Bedeutung. „‘Common Ground‘ hat uns in den vergangenen drei Jahren die Möglichkeit gegeben, die Werke der Autor:innen aus Südosteuropa noch einmal stärker in den Fokus zu rücken“, so Buchmessedirektor Oliver Zille. „Als Leipziger Buchmesse geben wir dieser vielschichtigen Region schon immer eine Bühne, mit dem Ziel das Miteinander zu fördern. Wie wichtig und notwendig dieser Austausch ist, zeigt sich besonders in diesen schweren Tagen. Umso mehr freuen wir uns darauf, auch zukünftig gemeinsam mit dem TRADUKI-Netzwerk am Miteinander zu arbeiten.“

Drei Jahre – drei Themen

Mit den drei Themenjahren „Herkunft und Zugehörigkeit“ (2020), „Archipel Jugoslawien“ (2021) und „WIR UND SIE“ (2022) hat der „Common Ground“ tiefe Einblicke in die Region ermöglicht und dabei auch höchst aktuelle Themen aufgegriffen. So haben 15 Autorinnen und Autoren aus Südosteuropa exklusiv für das Themenjahr „Archipel Jugoslawien“ ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen rund um den Zerfall eines Staates in eindringlichen Essays literarisch verarbeitet. Diese Texte stießen im deutschen Feuilleton und auf europäischen Plattformen auf große Resonanz und sind nach wie vor zu lesen auf https://traduki.eu/archipel-jugoslawien .

„Dass wir uns in Europa auf ‚Common Ground‘ befinden, merken manche erst, wenn ein Krieg ausbricht. Besser, man liest einander“, erklärt Balkanexperte und Buchautor Norbert-Mappes-Niediek, dessen Buch „Europas geteilter Himmel“ (Ch. Links Verlag, 2021) am 18. März zum Auftakt des Programms „WIR UND SIE“ in Leipzig im UT Connewitz präsentiert und diskutiert wurde. „Brückenprojekte wie der ‚Common Ground‘ sind nachhaltiger als jeder Freundschaftsvertrag."

Auch Hana Stojić, die Kuratorin der literarischen Programme betont, dass „Common Ground“ auf vielfältige Weise und beharrlich über die drei Jahre hinweg die verbindende Kraft des Wortes und der Literatur unter Beweis gestellt hat. Hana Stojić musste aufgrund der Pandemie immer wieder umplanen und schließlich auch zahlreiche neue Kanäle bespielen. Ihr Fazit: „Was für eine wilde und verrückte Zeit! Digitale Formate, hybride Veranstaltungen, Instagram, YouTube & Co. Aber die Literatur aus dem Südosten haben wir an die interessierten deutschsprachigen Leserinnen und Leser bringen können. Das gibt ein gutes Gefühl!“

Der Austausch geht weiter

Das Bemühen um Austausch und Vermittlung geht auch nach dem Ende des Projektes „Common Ground“ weiter. TRADUKI fördert weitere Übersetzungen auch ins Deutsche und präsentiert diese im ganzen deutschsprachigen Raum, bei Veranstaltungen, auf Festivals, auf der Buch Wien und natürlich auch wieder auf der Leipziger Buchmesse. Die vielen spannenden Gespräche, Lesungen oder Diskussionen aus drei Jahren „Common Ground“ werden weiterhin im Netz zu sehen bzw. zu hören sein: so etwa der Podcast „Literaturpalast Audiospur“ sowie die Veranstaltungen zum Themenjahr „WIR UND SIE“: Hier sind Gespräche mit Aleksandar Hemon, Nataša Kramberger, Georgi Gospodinov sowie Tatiana Țîbuleac und Lavinia Braniște über deren aktuelle Bücher zu sehen. Auch die Aufzeichnungen aus dem letzten Jahr zum Thema „30 Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens“ sind noch abrufbar, darunter der spannende Austausch zwischen Marie-Janine Calic und Ivo Goldstein zum Thema „Der geliebte Diktator: Tito“. Alle Aufzeichnungen sind auf dem YouTube Kanal von TRADUKI zu sehen.

Weitere Informationen unter: www.traduki.eu/common-ground

PRESSEKONTAKT:

Medienbüro „Common Ground. Literatur aus Südosteuropa“
Schwerpunktregion der Leipziger Buchmesse 2020–2022
Mirjam Flender, Kirsten Lehnert, Svenja Pütz
literatur2508
Tel: +49 (0)228/184967-24, -44
presse@projekt2508.de

Ansprechpartner

Julia Lücke
Pressesprecherin
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