Ich will wirken in dieser Zeit

Die Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz (1867–1945) gehört zu den prägenden Künstlerinnenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Die Neuausgabe der Tagebücher und Briefe anlässlich ihres 80. Todesjahres folgt der Auswahl, die Käthes Sohn Hans Kollwitz zusammengestellt und herausgegeben hat. Er fügte auch die „Jugenderinnerungen“ von Käthe Kollwitz hinzu. Diese hatte sie nur auf sein Drängen hin geschrieben und ihm im Jahr 1922 auf den Geburtstagstisch gelegt. Sie selbst hätte ihre Aufzeichnungen nicht als bedeutsam angesehen. Heute ermöglichen sie uns unmittelbare Einblicke in das Leben einer sehr berühmten und erfolgreichen Künstlerin, Ehefrau und Mutter, in die damalige Berliner Kunstszene und in die Welt der Arbeitersiedlungen, da ihr Mann Karl Kollwitz „Armenarzt“ im Prenzlauer Berg war. Zusammen mit ihren berühmten Werken wie dem Grafikzyklus zu den Weberaufständen oder ihren Denkmälern für die Toten des Ersten Weltkrieges ergibt sich ein eindringliches Bild.
Lässt sich ein Werk von den Erfahrungen der Zeitgenossenschaft trennen? Treten Kriege und die soziale Frage mit einem herausragenden künstlerischen Werk in Konkurrenz? In der Neuausgabe kann ein Zugang zu Käthe Kollwitz wiederentdeckt werden, der diese Fragen an die Gegenwart zu stellen scheint.

Wicki Kalaitzi (geb. 1974) ist eine griechisch-deutsche Schauspielerin, Synchronsprecherin und Tänzerin. Ihre Stimme ist in zahlreichen Filmen und Fernsehserien zu hören. Das Werk von Käthe Kollwitz hat für sie eine besondere Bedeutung.