Gesellschaftsroman mit Bezügen zur Kunstgeschichte für Italien- und Kunstliebhaber von Helmut Orpel
Beschreibung
Die nach dem Barockkomponisten Christoph Willibald Gluck benannte Mailänder Via Cristoforo Gluck hat auch für die Musik der Siebzigerjahre eine besondere Bedeutung, denn hier wurde im Jahr 1938 der italienische Sänger und Entertainer Adriano Celentano geboren. In seiner Jugendzeit war diese Straße ein Melting Pot in der prosperierenden Stadt und eine Durchlaufstation für viele junge Leute, die in der weiten Welt nach ihrem Glück suchten. In späteren Jahren kehrte Celentano als Weltstar wieder in diese Straße zurück und suchte nach der verlorenen Zeit „Il Ragazzo della Via Gluck“ heißt eines seiner bekanntesten Lieder.
Exakt in dieser Straße treffen die Leserinnen und Leser des Romans von Helmut Orpel auf Jakob Blumberg, Claudio und auf Vittorio Verazino, der dort in einem der Hinterhöfe ein Lager für Kunst und Gemälde unterhält. Während Claudio die wunderbarsten Gemälde kopiert, die dann im Handel bisweilen als Originale auftauchen, schreibt der österreichische Wortakrobat sprachgewaltige Texte über aufstrebende Künstler. Das Geschäftsmodell funktioniert, bis Jakob zunehmend in den Dunstkreis der Mafia gerät und mehr und mehr in deren undurchsichtige Geschäfte hineingezogen wird.
Orpel schreibt über die Wechselfälle eines modernen Vagabundenlebens vor dem Hintergrund eines italienischen Zeitgemäldes aus den Achtzigerjahren, als die Mafia immer stärkeren Einfluss auf das Wirtschaftsleben Europas nimmt. Italien ist für ihn ein Land mit viel Licht und Schatten. Die Kunst der Renaissance und Dolce Vita auf der einen Seite und auf der anderen, Dynastien, die sich bis aufs Blut bekämpfen, Mord, Intrigen und organisierte Kriminalität, die bis in die höchsten Kreise des Staates vordringt. Die Menschen, denen Jakob in seiner neuen Heimat begegnet, streben danach, ihren Weg zu gehen: Als Künstler, als Geschäftsmann oder als Hauptmann der Carabinieri.
Helmut Orpel hat in Heidelberg Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Über die politische Kunst in der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs promovierte er im Jahr 1995. Das Kernstück seiner schriftstellerischer Tätigkeit sind historische Romane, in denen sich Recherche und Fiktion verbinden. So erschien bereits 2008 ein Roman über die Wendezeit in der DDR aus der Sicht eines Menschen, der sich Zeit seines Lebens mit dem Sozialismus identifizierte, erfolgreich für Kulturwissenschaft und Staat wirkte und schließlich erleben musste, wie dieses Idealbild an der Wirklichkeit des „Realen Sozialismus´“ zerbrach.
Einige Jahre nach diesem opulenten Erzählwerk erschienen vier sogenannte Kunstkrimis. Diese vier eigenständigen Romane sind kunstgeschichtlich fundierte Geschichten um den imaginären Wormser Museumsdirektor Dr. Oliver Treschko. Der jeweilige Hintergrund bezieht sich auf eine Epoche, deren kulturgeschichtliches Erbe die Basis für die jeweilige Romanhandlung bildet. Das jeweilige besondere Vermächtnis einer Epoche lebt in Gestalt seines materiellen Ausdrucks als Kunstwerk bis in die Gegenwart hinein fort. Im ersten Band („Tintorettos Geheimnis“) liegt die Basis in den Kunstwerkstätten Venedigs), im zweiten („Der König von Burgund“) sind es die kurpfälzischen Schlösser in Mannheim, Schwetzingen und Heidelberg, im dritten („Der Totentanz von Beram“) die Totentänze im nördlichen Adriaraum und ihre Bedeutung für die Kultur Europas, und im vierte („Die Erfindung der Wirklichkeit“) geht es um Kunstfälschungen und das Geschäft mit der Kunst.
Der Kontrast Verlag wurde im Jahr 2001 in Pfalzfeld im Hunsrück gegründet, wo er bis heute ansässig ist. Den Namen erhielt er, weil die Verlegerin Barbara Jost...