
Niemerlang - Lyrik Spezial
- 29.04.2023 | 19:00 - 21:00
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Möbelkooperative Süd
Kurzbeschreibung
Andra Schwarz (Poetenladen Leipzig), Nico Bleutge (Verlag C.H. Beck), Safiye Can (Büchergilde Gutenberg), Björn Kuhligk (Hanser Berlin) und Musik von Lutz Steinbrück
Moderation: Carl-Christian Elze und Moritz Schlenstedt
Nico Bleutge: schlafbaum-variationen
Anfangen, wieder. Ein Kind wird geboren. Richtet die Wahrnehmung neu aus. Euphorie wechselt sich ab mit Erschöpfung. Zugleich ist da der Schmerz des Verlustes. Ein geliebter Mensch ist kurz zuvor gestorben. Der Schock hallt nach, schneidet ein in den Körper und in die Laute. Wie lassen sich Gefühle und Gedanken ineinander übersetzen? Wie hängen Wörter und Ich zusammen? Erfüllende Momente und Leid? Nico Bleutge holt diese Fragen in das Sprechen und gewinnt aus ihnen seinen ganz eigenen Rhythmus. Darin reflektiert er die elementaren Widersprüche und Veränderungen unserer Gegenwart, wie sie der flimmernde Titelzyklus spürbar macht. Wir folgen Falken und Staren an den Tiber, sehen Risse in den Bildern, die den Rissen in der Landschaft ähneln. Und die Erinnerung speist scheinbar Nebensächliches ein. Verse über das Beginnen, über Sprache vor der Sprache und über das Verhältnis von Erinnerung und Präsenz. Die Zeit dehnt sich oder schießt im Spiel der Laute zusammen: «dies nagen, ineinanderdrehen / von wolken, beginn: nicht eine / silbe zum stehen, stauchen / alles drin».
Mit großem sprachlichen Gespür geht Nico Bleutge den Lücken in der Wahrnehmung nach und zeigt uns die Kraft der Wörter, klangstark, lustvoll, ebenso konkret wie imaginär.
Björn Kuhligk: An einem Morgen im März
Ein Langgedicht über die Erfahrung einer Pandemie, die uns alle mehr verändert, als wir ahnen.: "Die Leere / vor mir und mich selbst im Rückspiegel / mit der Leere hinter mir", so beginnt die Reise durch den Zyklus jenes Jahrs, in dem sich die Chance der Ruhe in Starre verwandelte, in dem die Grenzen nur noch für die Spargelstecher aus Rumänien geöffnet wurden und Selfies irgendwann Räudigkeit, Hilflosigkeit und Bedürftigkeit ausstrahlten. Mit sozialkritischem Blick und dem Gespür eines Fotografen bannt Kuhligk Empfindungen und Beobachtungen in Momentaufnahmen mit Langzeitwirkung.
Andra Schwarz: Tulpa
Andra Schwarz' Gedichtband Tulpa entfaltet in dicht komponierten Zyklen eine unheimliche Bildwelt, düster und verstörend, immer dem Alb nah und dem Mond, der das Alter Ego des lyrischen Ichs umkreist. Ob als imaginärer Elefant, Zwilling, Misch- oder Unwesen spielt es mit wechselnden Figuren, Bezügen und Perspektiven.
Die Gedichte folgen einer dunklen Stimme, die sich wie ein Parasit in die Verse frisst, auf- und wieder untertaucht, Fallen stellt und so ein undurchsichtiges Schattenspiel entwirft. Es geht um das Zurückgeworfen-Sein auf ein Ich im Sinne von Rimbauds Ausspruch »Ich ist ein Anderer«, das mithilfe verschiedener Pronomina die mehrdimensionalen Möglichkeiten eines Gedichts auslotet.
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Mitwirkende:
Veranstaltungsort
Möbelkooperative Süd
Adresse
Richard-Lehmann-Str. 47a
04275
Leipzig
Kontakt
Website:
https://moebelkooperativesued.wordpress.com