Björn Kuhligk
Vita
Programmpunkte
Müller ist vierundvierzig, ohne Selbstvertrauen, neurotisch und voller Ängste
Veranstalter: Edition Atelier
Müller ist vierundvierzig, ohne Selbstvertrauen, neurotisch und voller Ängste. Sein Job, seine Affäre, seine Wohnung, einfach alles in seinem Leben ist halbherzig und glanzlos. Die Nachricht vom Tod seines älteren Bruders Thomas, der seit vielen Jahren in Kolumbien und ohne Kontakt zu Müller lebte, trifft ihn überraschend hart. Er löst sich aus seinem trägen Alltag, nimmt seinen Jahresurlaub und steigt in den Flieger nach Cartagena. In der karibischen Hafenstadt erwarten ihn Thomas’ attraktive Freundin Laura, ein halbes Jugendstilhaus, ein kleines Vermögen und die große Frage, wer sein Bruder eigentlich war. Nach und nach gleitet er in das Leben, das Thomas zurückgelassen hat. Gibt es für Müller in Kolumbien eine Chance auf mehr Herz und Glanz? »Der Landvermesser« ist ein atmosphärischer Roman über Entfremdung und Identität, Entfernung und Nähe und eine brillante Beschreibung zweier Landschaften, die Kolumbiens und die seiner Hauptfigur.
Aus Ihren neuen Gedichtbänden lesen Andra Schwarz, Nico Bleutge, Safiye Can und Björn Kuhligk
Veranstalter: Leipziger Buchmesse, Verlag C.H. Beck, Hanser Berlin, poetenladen Verlag, Büchergilde Gutenberg
Andra Schwarz (Poetenladen Leipzig), Nico Bleutge (Verlag C.H. Beck), Safiye Can (Büchergilde Gutenberg), Björn Kuhligk (Hanser Berlin) und Musik von Lutz Steinbrück Moderation: Carl-Christian Elze und Moritz Schlenstedt Nico Bleutge: schlafbaum-variationen Anfangen, wieder. Ein Kind wird geboren. Richtet die Wahrnehmung neu aus. Euphorie wechselt sich ab mit Erschöpfung. Zugleich ist da der Schmerz des Verlustes. Ein geliebter Mensch ist kurz zuvor gestorben. Der Schock hallt nach, schneidet ein in den Körper und in die Laute. Wie lassen sich Gefühle und Gedanken ineinander übersetzen? Wie hängen Wörter und Ich zusammen? Erfüllende Momente und Leid? Nico Bleutge holt diese Fragen in das Sprechen und gewinnt aus ihnen seinen ganz eigenen Rhythmus. Darin reflektiert er die elementaren Widersprüche und Veränderungen unserer Gegenwart, wie sie der flimmernde Titelzyklus spürbar macht. Wir folgen Falken und Staren an den Tiber, sehen Risse in den Bildern, die den Rissen in der Landschaft ähneln. Und die Erinnerung speist scheinbar Nebensächliches ein. Verse über das Beginnen, über Sprache vor der Sprache und über das Verhältnis von Erinnerung und Präsenz. Die Zeit dehnt sich oder schießt im Spiel der Laute zusammen: «dies nagen, ineinanderdrehen / von wolken, beginn: nicht eine / silbe zum stehen, stauchen / alles drin». Mit großem sprachlichen Gespür geht Nico Bleutge den Lücken in der Wahrnehmung nach und zeigt uns die Kraft der Wörter, klangstark, lustvoll, ebenso konkret wie imaginär. Björn Kuhligk: An einem Morgen im März Ein Langgedicht über die Erfahrung einer Pandemie, die uns alle mehr verändert, als wir ahnen.: "Die Leere / vor mir und mich selbst im Rückspiegel / mit der Leere hinter mir", so beginnt die Reise durch den Zyklus jenes Jahrs, in dem sich die Chance der Ruhe in Starre verwandelte, in dem die Grenzen nur noch für die Spargelstecher aus Rumänien geöffnet wurden und Selfies irgendwann Räudigkeit, Hilflosigkeit und Bedürftigkeit ausstrahlten. Mit sozialkritischem Blick und dem Gespür eines Fotografen bannt Kuhligk Empfindungen und Beobachtungen in Momentaufnahmen mit Langzeitwirkung. Andra Schwarz: Tulpa Andra Schwarz' Gedichtband Tulpa entfaltet in dicht komponierten Zyklen eine unheimliche Bildwelt, düster und verstörend, immer dem Alb nah und dem Mond, der das Alter Ego des lyrischen Ichs umkreist. Ob als imaginärer Elefant, Zwilling, Misch- oder Unwesen spielt es mit wechselnden Figuren, Bezügen und Perspektiven. Die Gedichte folgen einer dunklen Stimme, die sich wie ein Parasit in die Verse frisst, auf- und wieder untertaucht, Fallen stellt und so ein undurchsichtiges Schattenspiel entwirft. Es geht um das Zurückgeworfen-Sein auf ein Ich im Sinne von Rimbauds Ausspruch »Ich ist ein Anderer«, das mithilfe verschiedener Pronomina die mehrdimensionalen Möglichkeiten eines Gedichts auslotet.